Tipps für den Alltag

Angehörige selbst pflegen

Pflegebedürftigkeit kann unter Umständen schneller eintreten, als man allgemein glaubt. Vor allem als junger Mensch beschäftigt man sich mit dem Thema nicht oder zumindest nicht ausführlich, da man meistens davon ausgeht, dass es nur Senioren betrifft. Durch Krankheiten oder nach Unfällen können jedoch Personen in jedem Alter ganz plötzlich zu Pflegefällen werden. Die Entscheidung, ob pflegebedürftige Angehörige zu Hause oder in einem Heim gepflegt werden sollen, kann also auch ganz plötzlich erforderlich sein.

Trotzdem sollte man hier ganz bewusst Für und Wider abwägen und sich über die zahlreichen Dinge informieren, die dabei zu beachten sind. Es sind diverse organisatorische, aber auch finanzielle und psychologische Fragen zu klären, mit denen man sich am besten frühzeitig befasst.

Dabei ist zunächst wichtig, ob die häusliche Umgebung in ihrer bisherigen Form für den Betroffenen noch geeignet ist. Muss die Wohnung vielleicht umgebaut werden, damit sie beispielsweise rollstuhlgerecht wird? Oder ist ein Treppenlift erforderlich, weil dem Betroffenen das Treppensteigen zu schwer fällt oder gar nicht mehr möglich ist?

Wenn ständige medizinische Versorgung oder auch nächtliche Überwachung erforderlich ist, stellt sich auch ganz grundsätzlich die Frage, ob diese Arbeit zu Hause überhaupt geleistet werden kann. Hier spielen auch finanzielle Aspekte eine Rolle. Vom Staat gibt es unterschiedliche Hilfen, je nach Situation, aber auch je nach Pflegegrad der Person.

Das System der Pflegegrade hat das frühere System der Pflegestufen abgelöst und ermöglicht eine differenziertere Einordnung. Die Pflegegrade werden hier nach einem Punktesystem vergeben, bei dem verschiedene Bereiche berücksichtigt werden. Dazu zählt zum Beispiel, wie unabhängig der Betroffene noch ist, ob bereits bei einfachsten täglichen Verrichtungen Hilfe benötigt wird, wie die kognitive Leistungsfähigkeit des Patienten aussieht und wie viel Zeit die Betreuung täglich und grundsätzlich in Anspruch nimmt. Nach dem letztendlich festgestellten Pflegegrad richtet sich sodann die Höhe des Pflegegeldes.

Weiterhin sollte man klären, ob zum Beispiel eine Pflege- oder auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung besteht, die weitere finanzielle Entlastungen bringen kann. Auch wenn man sich als gesunder Mensch ungerne mit dem Thema beschäftigt, sollte man sich um entsprechende Versicherungen möglichst früh kümmern und am besten Expertenrat suchen. Bei unvermuteten Schicksalsschlägen sichert man so nicht nur sich selbst ab, sondern auch die Angehörigen.

Zu diesen Überlegungen kommt die Frage, wie man die Pflege am besten organisiert. Abhängig vom Grad der Pflegebedürftigkeit ist der Aufwand unterschiedlich hoch. Will man Angehörige selbst pflegen, kann es beispielsweise notwendig werden, die Arbeitszeit zu reduzieren. Hier sollte man sich über die Bedingungen der Pflegezeit informieren.

Hat der Betroffene bislang nicht im selben Haushalt gewohnt, können zudem noch ein Umzug oder tägliche Fahrtwege erforderlich werden. Diese Faktoren sind je nach individueller Situation unterschiedlich und können daher nur im Einzelfall geklärt werden. Möglicherweise hilft auch ein ambulanter Pflegedienst.

Letzten Endes spielt es auch eine nicht zu unterschätzende Rolle, ob man in der Lage ist, dauerhaft die Pflege von Angehörigen zu leisten. Diese stellt unter Umständen eine körperliche Belastung dar, abgesehen davon aber auch eine psychische. Pflegende Angehörige sollten im Zweifelsfall selbst nicht zögern, sich Hilfe zu suchen, zum Beispiel über psychologische Beratungsstellen.

Die pflegebedürftige Person hat schließlich auch selbst nach Möglichkeit noch mitzuentscheiden, ob die Pflege wirklich zu Hause stattfinden soll. Unter Umständen ist es dem Betroffenen sogar unangenehm, Hilfe von Angehörigen anzunehmen. Manche ziehen auch die Hilfe durch Pflegepersonal vor. Grundsätzlich kann deshalb ein vorheriges Reden vor dem Ernstfall von entscheidender Hilfe und Bedeutung für beide Seiten sein.

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